Welche Bilder fangen Jugendliche mit ihren Handys ein? In welchen Momenten zücken sie ihre mobile Kamera und welche Bedeutung haben Handyfilme im Alltag von Jugendlichen? Die beiden Künstlerinnen Eva Paulitsch und Uta Weyrich beschäftigen sich seit über zehn Jahren mit Handyfilmen von Jugendlichen, sie sprechen junge Leute auf der Strasse an, lassen sich ihre Filme rüberspielen und legen ein Archiv an, das ihnen als Basis ihrer künstlerischen Feldforschung dient. Mit der Aneignung dieses Filmmaterials betreiben die Künstlerinnen gleichzeitig eine Art Spurensicherung und eine Verortung der Gegenwart entlang von Massenmedien und Trends, die sie als Indikatoren von gesellschaftlichen Entwicklungen verstehen. Indem sie das eingefangene Bildmaterial straffen, neu arrangieren und quasi ein Sampling mit den vorgefertigten Bildern produzieren, entsteht ein faszinierendes Zeitdokument, das einen vielschichtigen Einblick in die Alltagswelt von Jugendlichen gewährt.
Installationsansichten private matter, Photo: Lukas Wassmann
In der Rauminstallation „private matter“ im Kunstpavillon in der Berufsfachschule BBB wurden die gesammelten Handyfilme zu einer tonlosen Videoinstallation verarbeitet, welche auf gestaffelt versetzte, von der Decke herunterhängende Tüllbahnen projiziert wird: Wellen in der Brandung, Grossstadtimpressionen, das Innere einer Shoppingmall, Selbstinszenierungen und Posen von Jugendlichen, sei es im Kraftraum, bei einer Casting Show vor der Kamera oder auch bei einem Konzert mit Schwenk der Kamera auf sich selbst. Es sind durchwegs die stereotypen Settings und Selbstinszenierungen, welche Eingang in die Loops von Eva Paulitsch und Uta Weyrich finden. Indem sie die ursprünglichen Bilder bearbeiten, isolieren und entkontextualisieren, schaffen sie neue Bedeutungsfelder und neue Nachbarschaften und lassen das implizite Wissen, das in den Handyfilmen verborgen ist, sichtbar werden.
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